
WAS VERBIRGT SICH HINTER DEM NAMEN?
In diesem Fall gibt der Name bereits einen guten Hinweis: Tyrolienne-Seilüberquerung setzt sich zusammen aus "Tyrolienne" (aus dem Tiroler Alpenraum) und "Traverse" (Querung). Zusammengenommen handelt es sich also um eine Methode zur Überwindung von Hindernissen im Gebirge - ein guter Ausgangspunkt.
Mittels einer zwischen zwei erhöhten Fixpunkten gespannten Leine (Seil oder Stahlkabel) können Kletterer sich und ihre Ausrüstung durch die Luft bewegen. Stellen Sie sich eine aufs Wesentliche reduzierte Hängebrücke im Dschungel-Canyon vor. Nach der Sicherung an der Leine (mit Gurtzeug, Sicherungsleash und Karabinern) kommen verschiedene Techniken zum Vorwärtskommen zum Einsatz. Bei kurzen Strecken genügt oft Zugkraft der Arme, während bei längeren, durchhängenden Passagen Prusikknoten oder Steigklemmen notwendig werden.

WANN WIRD EINE TYROLIENNE-SEILÜBERQUERUNG EINGESETZ?
Im traditionellen Bergsteigen dient diese Technik häufig zur Rückkehr zur Hauptwand nach der Besteigung eines freistehenden Felsnadels, um einen riskanten Abstieg zu vermeiden. Auch Geröllhalden, Schluchten oder Flussläufe lassen sich so umgehen.
In den Britischen Inseln mit ihren vergleichsweise geringen Höhen findet man Tyrolienne-Überquerungen eher an Küsten oder in Klettersteigen. Kletterer an der Atlantikküste von County Donegal (Irland) nutzen sie beim Besteigen von Meeressäulen: Nach der Anfahrt mit Schlauchboot und Besteigung erfolgt die Rückkehr via Seilüberquerung zum Kliff. Der Klettersteig in Cumbrias Honister Slate Mine integriert solche Passagen neben Leitern und Stegen - ein Highlight im Lake District National Park.
Auch bei Bergrettungseinsätzen (insbesondere für Tragebergungen) oder im professionellen Baumklettern (bei Kronenüberquerungen) kommt die Technik zum Einsatz. Ziplines sind im Prinzip Tyrolienne-Überquerungen mit Gefälle, bei denen die Schwerkraft den Antrieb übernimmt.

WAHRHEITSTEST: TYROLIENNE-ÜBERQUERUNGEN
Können Sie die falsche Rekordbehauptung identifizieren?
- Die längste je durchgeführte Seilüberquerung (1,5 km) verlief zwischen den Gipfeln Malyovitsa und Orlovets in Bulgariens Bergen.
- Die Brasilianerin Karina Oliani hält den Rekord für die längste Lava-See-Überquerung: 100 Meter über 1187°C heißer Lava im Erta Ale-Vulkan (Äthiopien).
- Die ungewöhnlichste Traverse absolvierten zwei Ukrainer: Sie überquerten den Dnipro-Fluss (500 m) mittels Rückenpiercings als Befestigung.
- Das höchste je transportierte Gewicht (700 kg) beförderte zwei Bergsteiger samt Maultier über einen Fluss im Himalaya.