Araceli Segarra ist eine Allrounderin, die sich seit ihrer Jugend der Bergwelt verschrieben hat und es meisterhaft versteht, ihr Hobby mit anderen Tätigkeiten zu verbinden: Gelegentlich arbeitet sie als Model, hält Vorträge und ist Autorin sowie Illustratorin ihrer eigenen Kinderbuchreihe.

Für sie nehmen Abenteuersportarten einen wichtigen Platz im Alltag ein, doch aktuell konzentriert sie sich auf die Präsentation ihres neuesten Buchs „Tina in den Carros de Foc, das Geheimnis des Seelenreichs. Hier ist unser Interview mit ihr.


Araceli Segarra hält Vorträge



Yumping.- Araceli, seit unserem ersten Gespräch vor 3 Jahren haben sich sowohl Yumping als auch du weiterentwickelt... Wie hat sich dein Leben seit 2009 verändert?
Araceli Segarra.- Ein wenig: Ich klettere jetzt technisch anspruchsvollere Routen, halte mehr Firmenvorträge, zeichne mehr Tina-Abenteuer – mittlerweile sind sechs Bücher erschienen – und nehme hin und wieder noch Modeljobs an.

Y.- Deine letzten Abenteuer führten dich nach Oman und Patagonien. Welches der beiden hat dich mehr beeindruckt?
A.S.- Eines mit Hitze, eines mit Kälte – ich bleibe bei beiden, wegen der Balance, Yin und Yang. In Patagonien gelang mir die erste Frauenbesteigung der wunderschönen Eisrinne „Exocet


 Araceli als Modell



Y.- Vor 20 Jahren warst du erstmals am Shisha Pangma. Ihr wagtet nicht nur die Expedition, sondern wähltet die schwierigste Route – und das mit minimaler Ausrüstung. War das nicht purer Wahnsinn?
A.S.- Zu wenig Ausrüstung? Keineswegs! Wir hatten, was wir brauchten – eben wenig, wie im „reinen Alpinstil


 Araceli und Tina



Y.- Welche Erinnerungen hast du an dieses Abenteuer? Bist du nochmal dort gewesen?
A.S.- Meine Himalaya-Expeditionen bleiben unvergesslich. Nochmal hin? Wozu? Gibt’s etwa keine neuen Mauern mehr? (lacht)

Y.- Du finanzierst Expeditionen lieber selbst, statt Sponsoren zu suchen. Scheinbar möchtest du nicht zu medienwirksam sein... Warum diese Philosophie?
A.S.- Ich berichte nur das Nötigste über meine Touren. Wer sucht, findet – ich verstecke nichts, aber ich halte keine Pressekonferenzen. Mein aktuelles Bergsteigen erfüllt mich persönlich, auch wenn es nichts Bahnbrechendes ist. Falls doch, würde ich es laut verkünden. Man muss ehrlich bleiben – viele gesponserte Aktivitäten sind einfach redundant und uninteressant, werden aber als innovativ vermarktet.

Die meisten Alpinist:innen praktizieren diesen Sport sehr persönlich. Braucht man dafür Publikum, verliert er seinen eigentlichen Sinn.


 Araceli illustriert ihre Geschichten



Y.- Wie plant man eine Expedition? Wie viele Personen sind ideal?
A.S.- Mein Ideal: Mindestens zwei, maximal vier. Vorbereitung läuft per Computer und Kreditkarte – am besten mit Guthaben.

Y.- Von allen Abenteuersportarten (du bist nicht nur Kletterexpertin, sondern begannst mit Höhlenforschung und betreibst BTT, Snowboard, Ski...) sind die Berge deine größte Passion. Wie stehst du zu Wassersport?
A.S.- Wasser? Für mich bitte gefroren und senkrecht – mit Steigeisen und Eispickel reden wir weiter (lacht).


 Araceli Segarra, Bergsteigerin



Y.- Du bist das perfekte Beispiel einer Frau des 21. Jahrhunderts: nicht daheim bleiben, für Träume kämpfen, sich in einer Männerdomäne behaupten... Welchen Rat gibst du Mädchen oder Frauen mit alpinen Träumen?
A.S.- Lasst euch nicht in Schubladen stecken! Probiert aus – wenn etwas nicht passt oder klappt, sucht weiter. Der Weg findet sich immer.

Y.- Expeditionen ließen dich nicht nur körperlich, sondern auch charakterlich wachsen. Was verdankst du den Bergen?
A.S.- Sie sind mein Werkzeug für Balance, meine Energie- und Inspirationsquelle, der Mittelpunkt meines Lebens.


 Araceli klettert



Y.- Dein schönstes und schlimmstes Bergerlebnis?
A.S.- Das Schönste: Zurück im Basislager, Zelt oder Hütte nach einer Tour – groß oder klein – mit Menschen, die einen mögen und respektieren. Das Schlimmste: Egoismus, Neid und üble Tricks mancher Expeditionen.

Y.- Dein neues Buch „Tina in den Carros de Foc, das Geheimnis des Seelenreichs

A.S.- Tina erfährt von einem Geheimnis dieses Ortes und macht sich auf die Suche. Unterwegs trifft sie auf magische Wesen, Legenden und mystische Landschaften. Dafür durchwandert sie in 9 Tagen alle 9 Hütten der heutigen Carros-de-Foc-Route... Mehr verrate ich nicht.


 Oben



Y.- Deine Bücher vermitteln Werte wie Naturliebe, Interesse an anderen Kulturen, Freundschaft... Glaubst du, diese Werte gehen heute verloren?
A.S.- Nein, keineswegs! Ich kenne junge Menschen mit klaren Werten. Aber man muss sie weiterlehren – ich tue das durch Outdoorsport, Reisen und Illustrationen.

Y.- Wie kommen Tinas Geschichten bei Kindern an?
A.S.- Sehr gut! Tina hat eine Website (www.tina.cat) mit einem Bereich für Fotos von Kindern mit den Büchern oder Tina-Artikeln. Es geht Schritt für Schritt – noch sind wir nicht im Fernsehen... aber das kommt noch.


 Tina in den Carros de Foc



Y.- Du verbindest Alpinismus und Schriftstellerei mit Jobs wie Model oder Vorträgen. Wo fühlst du dich am wohlsten (abgesehen von Bergen)?
A.S.- Beides macht Spaß! Werbefotos sind unterhaltsam, doch Vorträge erfüllen mich mehr – eine Botschaft zu vermitteln, die anderen nützt, ist beglückend. Ideal ist, wenn Werbung mehr transportiert als nur ein Bild.

Y.- Dein nächstes Projekt?
A.S.- Ice, Ice, baby (lacht).