Die Erwähnung des Grand Zebrù lässt die Augen aller leuchten, die "Von 0 auf 8.000 Meter" von Kurt Diemberger gelesen haben. Für Fans von Abenteuersport sind Wettkämpfe im Skibergsteigen besonders reizvoll, wenn sie erfahren, dass aus diesen Tälern Spitzensportler stammen und hier oft trainieren.
Geschichtsinteressierte werden Gänsehaut bekommen, wenn sie auf 3.500 m Höhe auf Befestigungsanlagen aus dem Ersten Weltkrieg stoßen. Alle anderen finden ebenfalls gute Gründe für diese Tour: ein Gebiet mit zahlreichen Dreitausendern, hervorragende Schneebedingungen, optimale Pisten für das Skifahren in Italien und eine gute Hütteninfrastruktur im typisch italienischen Flair.

Zweieinhalb Tage reichen für einen durchschnittlichen Skifahrer, um zwei der markantesten Gipfel des Ortler-Cevedale-Massivs zu besteigen: den Grande Zebrù oder Königspitze (3.859 m) – je nachdem, ob man sich im italienischen Valfurva oder im deutschsprachigen Sulden (Solda) befindet. Der andere ist der Cevedale mit seinen zwei nahen Gipfeln (3.778 m und 3.766 m). Und falls Zeit bleibt, warten der Pizzo Tressero, San Matteo, Monte Pasquale, Palon de la Mare oder Rosole sowie die Alpin- und Langlauf-Skigebiete von Santa Caterina Valfurva oder Bormio als Gründe für eine längere Aufenthaltsdauer.
Die Region wird von Skibergsteigern aus der Umgebung und Nachbarländern frequentiert, sodass auf den meisten Routen Spuren zu finden sind. Es empfiehlt sich, bei Hüttenwarten nach dem Zustand der beschriebenen Routen oder Varianten zu fragen.
Startpunkt: Rifugio Forni (2.178 m). Empfohlene Anreise: Über Mailand, Lecco, Bormio und Santa Caterina Valfurva (1.737 m). Von dort führt eine asphaltierte Straße zur Forni-Hütte.
1. Etappe: Rifugio Forni (2.178 m) – Rifugio Pizzini (2.706 m), Höhenunterschied: 530 m
Von der Hütte in NNE-Richtung auf freiem Gelände aufsteigen, Spuren folgend bis zur Pizzini-Hütte. Variante: Der Tag kann mit der Besteigung des Monte Pasquale (3.559 m) über den Vedretta (Gletscher) di Cedec ergänzt werden – über den Pasquale-Sattel (3.431 m) zum Gipfel. Der Gletscherzustand sollte in der Hütte erfragt werden.

2. Etappe: Rifugio Pizzini (2.706 m) – Grand Zebrù (3.859 m), Höhenunterschied: 1.153 m
Der Grand Zebrù ist der markanteste Gipfel der Region, seine Besteigung gilt als prestigeträchtig. Über freies Gelände geht es zum Fuß des Couloirs zum Passo di Bottiglia ("Flaschenpass"). Von dort zu Fuß durch das Couloir zum Pass (3.295 m), dann über die Ost-Südost-Flanke des Grand Zebrù zum Gipfel (großes Kreuz). Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute.
Bei guten Bedingungen ist eine Skiabfahrt vom Gipfel möglich. Der Abschnitt unterhalb des Gipfels hat 45° Neigung (ca. 40 m), die nächsten 550 m variieren zwischen 35°–40°, das Couloir zwischen 40°–45°. Die Ost-Südost-Flanke ist risikoreich – sie bricht in eine 300-m-Flanke ab, was das Couloir schmal wirken lässt.
3. Etappe: Rifugio Pizzini (2.706 m) – Cevedale (3.778 m), Höhenunterschied: 1.072 m
Von der Hütte zum Cevedale-Pass (3.266 m), über steile Westhänge, dann zum nahen Rifugio Casati (3.268 m). Von dort in SO-Richtung zum Sattel zwischen den beiden Cevedale-Gipfeln. Vom Sattel aus kann der Hauptgipfel (3.778 m) und über einen luftigen Grat der NE-Gipfel (3.766 m) erreicht werden.
Der Cevedale bietet ein Panorama über die gesamten Alpen – vom Montblanc bis zum österreichischen Großglockner und vielen weiteren Gipfeln. Abstieg: Aufstiegsroute zurück zur Pizzini-Hütte, dann zum Rifugio Forni (Parkplatz).

Variante: Vom Cevedale über den Vedretta di Cedec-Gletscher direkt zur Pizzini-Hütte absteigen. Diese Route ist weniger frequentiert, der Gletscher weist bedeutende Spalten auf.