„Live like you will die today“ – Richis Motto, das er sich auf den Fuß tätowieren ließ. Richi Navarro (Lleida, 1981) ist ein Extremsportler, spezialisiert auf BASE-Jumping, der mit 38 Jahren bereits über 600 Sprünge von verschiedenen Orten weltweit absolviert hat. Er betreibt außerdem Klettern, Paragliding, Mountainbiking (sowohl Trail als auch Straße), Trailrunning, Canyoning, Alpinismus, Padel und taucht in seiner Freizeit... Präsident und Mitbegründer des Spanischen BASE-Jumping-Verbands.


Richi Navarro beobachtet den Ort eines seiner Sprünge



BASE-Jumping ist dem Fallschirmspringen ähnlich, mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Sprung von einem festen Objekt ohne Anfangsgeschwindigkeit erfolgt und mit einem speziellen Fallschirm gelandet wird, der sich vom Sportfallschirm unterscheidet. Das Akronym B.A.S.E. steht für die vier Kategorien fester Objekte, von denen gesprungen werden kann: Building (Gebäude), Antenna (Antennen), Span (Brücken), Earth (Klippen). Die moderne Ära des BASE-Jumpings begann 1978 durch Carl Boenish. Richi Navarro, den wir für dieses Interview getroffen haben, ist einer der erfahrensten Vertreter dieses Sports und verrät uns alle Details.

Yumping.- Hallo Ricardo. Danke, dass du dich nach 8 Jahren erneut für ein Interview bereit erklärst. Erzähl uns von deinen Anfängen: Wann begann deine Leidenschaft fürs Springen?

Ricardo Navarro.- Schon als Kind träumte/spielte ich davon, wie Vögel oder Superman zu fliegen... (lacht). Mein älterer Bruder diente bei den Fallschirmjägern (ich war etwa 12) – seine Geschichten und Fotos faszinierten mich. Später verschmolzen meine Liebe zu den Bergen und der Flugtraum beim Klettern... immer mit diesem Blick von oben in die Tiefe und dem Neid auf die Vögel...


Y.- Welchen Rat gibst du BASE-Neulingen?

R.N.- Tu es nicht – denk sehr gut nach... denk an Familie, Partner, Freunde... das ist kein Sport im herkömmlichen Sinn. Es steht zu viel auf dem Spiel; alles, was es dir gibt, kann es dir in Sekundenbruchteilen nehmen. Falls du es dennoch versuchen willst: Ohne Eile, mit Geduld, guten Mentoren und Demut, um Rat anzunehmen...


 Richi Navarro



Y.- Erzähl uns eine Anekdote aus deiner BASE-Zeit.

R.N.- Echte Anekdoten? Jeder Sprung, jede Reise ist ein Universum für sich. Vielleicht, als wir die Autoschlüssel im Ausgangsfahrzeug vergaßen und extra Kilometer zurücklegen mussten... und das nicht nur einmal! (lacht)

Y.- Dein schönster Sprung?

R.N.- Am meisten genossen habe ich die Flüge mit dem Wingsuit vom Monte Civetta (über 3.000 m) in den italienischen Dolomiten oder von der Dent de Crolles bei Grenoble (Frankreich) – atemberaubend.

Y.- Gibt es einen Traumspot, an dem du noch nicht gesprungen bist?

R.N.- Der Salto Ángel in Venezuela – 1.000 m Wasserfall in unglaublicher Landschaft. 2009 plante ich bereits eine Expedition, aber Zeit und Budget fehlten. Vielleicht bald...


Y.- Wie bereitest du dich auf einen Sprung vor?

R.N.- Freunde kontaktieren, Spot je nach Motivation und Wetter wählen, Ausrüstung checken, treffen... Vor dem Sprung hat jeder sein Ritual. Ich visualisiere den Ablauf, atme tief durch und genieße...

Y.- Wie würdest du dich beschreiben?

R.N.- Frag lieber andere! (lacht) Aber: gelassen, geduldig, treu, immer bereit für neue Herausforderungen... Mein Tattoo sagt alles: „Live like you will die today“. Das Leben ist kurz.

Y.- Was sagen Familie und Freunde zu deinem Sport?

R.N.- Sie sind daran gewöhnt. Anfangs gab es Ängste, aber sie wissen, dass es mich glücklich macht. Ich habe auch meine BASE-Familie.

Y.- Dein letzter Gedanke vor dem Sprung?

R.N.- Kein konkreter Gedanke... eher ein Zustand maximaler Wahrnehmung, um jeden Moment zu spüren.

Y.- Erinnerst du dich an deinen ersten Sprung?

R.N.- Ja, von einer Brücke in Frankreich – reine Glückseligkeit.


 Richi Navarros erster Sprung von der Aragón-Wand



Y.- Wie bist du zum BASE-Jumping gekommen?

R.N.- Wie die meisten: erst Fallschirmspringen, dann von erfahrenen Freunden lernen.

Y.- Wer hat dich inspiriert?

R.N.- Kein „Wer“, sondern ein „Was“: Eine Szene im Film „Mäximo Riesgo“, wo zwei Jugendliche in Yosemite springen. Ich wollte das auch! (lacht)

Y.- Wie kam die Idee zum Doppelsprung aus einem Paragleiter, der an einem Ballon hing?

R.N.- Das war die verrückte Idee meines Freundes Miguel Monllau (Als Nuvols) und Alberto Martín (beide Profi-Piloten), unterstützt von Angel Aguirre (Globus Kontiki). Meine Schwester Ceci und ich waren nur die Springer.


 Richi Navarro im Flug



Y.- Deine Ziele für die nächsten Jahre?

R.N.- Sportlich? Ich lasse mich überraschen – je nach Motivation... (lacht)

Y.- Nächster geplanter Sprung?

R.N.- Kommt aufs Wetter an! Was sich spontan ergibt...

Y.- Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

R.N.- Danke, bis zum nächsten Mal!