Wie entwickelten sich Rennräder zu diesem beliebten Abenteuersport?

Die Entstehung der MTBs war kein über Nacht geschehenes Ereignis an einem bestimmten Ort, sondern das Ergebnis einer langsamen Evolution, die in den USA in den 70er Jahren begann.

Amerikaner fuhren bereits seit den 30er Jahren mit dem Fahrrad auf Feldwegen – nichts Ungewöhnliches, denn auch in Spanien fuhren Räder damals überwiegend auf unbefestigten Wegen, einfach weil es kaum asphaltierte Straßen gab. Der entscheidende Wandel, initiiert durch amerikanische Tüftler, war die Idee, breite Ballonreifen statt schmaler Standardreifen zu verwenden. Als 26x2,1 Zoll-Reifen auf Rädern montiert wurden, die bis dahin nur für gemütliche Ausfahrten genutzt worden waren, begann sich die Wahrnehmung des Fahrrads als reines Transportmittel zu ändern.


 Ein Mountainbike



In den 70er Jahren im sonnigen Kalifornien, genauer im Marin County nördlich von San Francisco – einem Hotspot innovativer Ideen der Hippie-Bewegung der 60er/70er – waren Rennräder in Mode. Jugendliche nutzten sie als "alternatives Fortbewegungsmittel". Die experimentierfreudigen Bewohner von Marin County begannen, ihre Räder umzubauen, inspiriert von der DIY-Mentalität und Garage-Tüfteleien jener Ära. Kein Zufall, dass im San Francisco dieser Zeit auch junge Langhaarige die ersten Personal Computer entwickelten.

1971 trafen sich erstmals Freunde aus Marin County zu inoffiziellen Rennen am Mount Tamalpais, einem bekannten Spot für wagemutige Geländefahrten. Die ersten Rennräder waren Modelle der 30er/40er Jahre, aber mit dicken Reifen. Was taten diese Pioniere mit ihren "verrückten" neuen Bikes? Sie fuhren Abfahrten. Die ersten Erfahrungen mit den "Urgroßmüttern der Mountainbikes" waren Downhill-Rennen. Enthusiasten wie Marc Vendetti oder Kim Kraft modifizierten ihre Räder wochenlang, um sie dann bei Abfahrten zu testen – oft in Levi's und Bergstiefeln statt klassischer Rennradkleidung.


Geländefahrrad



1974-76 organisierten Otis Guy und Joe Breeze Rennen im Marin County mit alten Schwinn-Einzylindern. 1974 tauchten Teilnehmer aus Cupertino (später Heimat von Apple) mit revolutionären Gangschaltungen und Motorrad-Trommelbremsen auf – zur Verblüffung aller, darunter Gary Fischer und Charly Kelly.

Die ersten Prototypen und die Repack-Rennen.

Es entstanden die ersten 18-Gang-Mountainbikes in Garagen. Joe Breezes "Breezers" – auch "Klunkers" oder "Ballooners" genannt – waren unter den ersten echten Mountainbikes.

Ende der 70er formierte sich eine Mountainbike-Bewegung in den USA und England. 1978 erschien das erste Fachmagazin "Co-Evolution Quarterly". Als Medien über die Räder berichteten, begannen lokale Fahrradläden sich dafür zu interessieren. Oft wurden alte Schwinn Varsaty-Rahmen mit Hilfe von Motorrad-Schweißern umgebaut.

1978 reisten sechs Enthusiasten nach Crested Butte (Colorado), wo seit 1976 jährlich die "Pearl Pass Tour" stattfand – ein weiterer Ursprung des Mountainbikings.


 Mountainbike



1979 konsultierten Breeze und Guy den Rahmenbauer Tom Ritchey. Dieser war fasziniert von den 26x2,1-Zoll-Reifen – damals galten bereits 26x1,3 Zoll (genutzt von der britischen "Rough Stuff Fellowship") als riesig.

Aus Singlespeed-Bikes wurden Modelle mit Kettenschaltung. Das erste offizielle Mountainbike-Rennen fand am 21. Oktober 1976 am Pine Mountain statt – eine 4 km Abfahrt. Diese "Repack"-Rennen erhielten ihren Namen, weil nach jeder Abfahrt die Bremsen neu gefettet werden mussten.


 Abstieg mit dem Mountainbike



Von 1976-84 fanden 24 Repack-Rennen statt. Joe Breeze hielt mit 10 Siegen den Rekord, Gary Fischer die schnellste Zeit. Pionierin Wende Cragg bewies, dass auch Frauen Downhill fuhren. Die Rennen stärkten die Biker-Community, doch modifizierte Rahmen brachen häufig. Es war Zeit für spezialisierte Rahmen.

Ab 1977 verkaufte Breeze Breezers (750$ pro Stück) mit charakteristischem gebogenem Diagonalrohr zwischen Steuer- und Sitzrohr.

Die MTB-Geschichte ab den späten 70ern folgt in Kürze.